Wenn wir erkannt haben, dass Gott uns liebt und mit uns Gemein­schaft haben möch­te, dann ist die Fra­ge, wie das sich in unse­rem Leben aus­wirkt. Sicher sehr unter­schied­lich. Bei eini­gen gibt es radi­ka­le Ver­än­de­run­gen, den Bruch mit lieb­ge­wor­de­nen Gewohn­hei­ten, die man­che nun als falsch, nicht mehr halt­bar, erken­nen. Bei ande­ren ändert sich äußer­lich sehr wenig. Und doch: Ihr gesam­tes Leben hat eine neue Aus­rich­tung bekom­men: Das Ziel ist nicht mehr ein gutes Leben, oder ein glück­li­ches Leben – zumin­dest nicht im welt­li­chen Sin­ne. Viel­mehr geht es nun um ein Leben, an dem Gott Freu­de hat. Das emp­fin­den wir dann als ein gutes und glück­li­ches Leben. Weil es im Ein­klang mit dem ist, der uns die­ses Leben geschenkt hat.

Man­che tun sich sehr schwer damit, die­sen Herr­schafts­wech­sel in ihrem Leben zuzu­las­sen. Sozu­sa­gen bewusst die Zügel aus der Hand zu geben und Gott zum Herrn ihres Lebens zu machen. – Das Gute dar­an ist: Er möch­te, dass wir mit­ma­chen. Wir haben vie­le gute Gaben bekom­men, die in der metho­dis­ti­schen Tra­di­ti­on als vier Sei­ten eines Vier­ecks (»Qua­dri­la­te­ral«) auf­ge­fasst wer­den:

  • Tra­di­ti­on (wie mach­ten es die Chris­ten­men­schen vor uns),
  • Erfah­rung (funk­tio­niert es, wie wir es mal gemacht haben? Müs­sen wir es heu­te viel­leicht anders machen, damit es funk­tio­nert?),
  • die Bibel (das ist die Richt- und Leit­schnur für unser Chris­ten­le­ben, und eben auch
  • die Ver­nunft, die es uns ermög­licht, die Bibel zu ver­ste­hen, die Tra­di­ti­on ken­nen­zu­ler­nen und die Erfah­run­gen, die wir und ande­re machen, zu deu­ten.

Nachfolge in drei Ebenen

Unse­re eige­ne Nach­fol­ge nun üben wir in drei Hin­sich­ten, qua­si in drei Ebe­nen, ein:

  • Nach­fol­ge allein und per­sön­lich
  • Nach­fol­ge mit weni­gen ande­ren im Dia­log
  • Nach­fol­ge als Gemein­de und Kir­che.
  1. Ein­zeln:
    Wir ermu­ti­gen alle, ihrer Nach­fol­ge eine für sie jeweils pas­sen­de Form zu geben. Viel­leicht zu fes­ten Zei­ten, viel­leicht mit einem Bibel­text nach einem Lese­plan. Auf jeden Fall mit täg­li­chem Gebet. Man­che lesen nicht ger­ne, für die gibt es Pod­casts oder die Bibel als Hör­buch, wo man bestimm­te Stel­len por­ti­ons­ge­recht hören kann. Wich­tig ist nicht so sehr das »Wie«, son­dern dass wir dran blei­ben, die Bezie­hung mit Gott zu pfle­gen. Wie alles: Das erfor­dert eine gewis­se Ein­übung. Wenn Kin­der gehen ler­nen, gehört es dazu, zu fal­len, wie­der auf­zu­ste­hen und wei­ter zu machen. – So ist das auch beim Ein­üben in unse­rer indi­vi­du­el­len Nach­fol­ge.
  2. Klei­ne Grup­pen
    Unge­mein hilf­reich sind seit den Anfän­gen der metho­dis­ti­schen Bewe­gung Tref­fen mit ande­ren, in denen es dar­um geht, gemein­sam als Chris­ten­men­schen näher zu Gott zu kom­men. In der Gemein­de haben wir zahl­rei­che mehr oder weni­ger insti­tu­tio­na­li­sier­te klei­ne Grup­pen, Haus­krei­se usw. Eini­ge tref­fen sich bei Gemein­de­glie­dern im Wohn­zim­mer. Ande­re – etwa der Wes­ley­Haus­kreis – in den Gemein­de­räu­men (aber erst nach den Som­mer­fe­ri­en). Auch ande­re Grup­pen, die z.B. eigent­lich hand­ar­bei­ten usw. haben stets eine Andacht dabei und es geht auch dar­um, mit­ein­an­der geist­lich unter­wegs zu sein. Der Vor­teil der klei­nen Grup­pen ist, dass Miss­ver­ständ­nis­se weit­ge­hend aus­ge­schlos­sen wer­den kön­nen, denn man kann nach­fra­gen. – Außer­dem ist es ein Anlass, Nach­fol­ge gemein­sam zu leben, wenn die ande­ren auf eine(n) war­ten.
  3. Gesam­te Gemeinde/Kirche
    Got­tes­diens­te sind nicht nur eine inten­si­ve Mög­lich­keit, sich selbst als Teil eines gro­ßen Gan­zen zu füh­len, etwa beim gemein­sa­men Sin­gen oder beim Beten des Vater Unser. Schon der Hebrä­er­brief emp­fiehlt (Hebr.10,25), das Zusam­men­kom­men nicht zu ver­säu­men, son­dern ein­an­der zu ermun­tern (zur Nach­fol­ge). Mein eige­nes Christ-Sein braucht immer auch das der ande­ren, mei­ne Erfah­run­gen brau­chen die der bibli­schen Tex­te und die aus der Gemein­de. Sonst bekom­me ich nur einen klei­nen Teil mit von dem Gan­zen.

Christ-Werden ist gut, als Christenmensch wachsen und Reifen ist auch gut

Man­che Kir­chen und Gemein­den beto­nen sehr die Bekeh­rung, die Erneue­rung von Men­schen, wenn sie Got­tes Ruf in die Nach­fol­ge hören und dar­auf reagie­ren. Das ist gewiss unge­mein wich­tig. – Das Pro­blem ist bloß, dass es bis­wei­len bei mensch­li­chem Trott und unse­rer Ver­gess­lich­keit dazu kommt, dass wir uns irgend­wie mit einem Glau­bens­be­kennt­nis ein­rich­ten, unse­re Got­tes­be­zie­hung aber nicht wächst und sich also auch nicht wei­ter ent­wi­ckelt. Das ist eine Stär­ke und Auf­ga­be in der metho­dis­ti­schen Tra­di­ti­on: Der Nach­fol­ge Form und Rhyth­mus zu geben, damit der Glau­be wach­sen und gedei­hen kann.

Wer ger­ne Glau­ben leben und tei­len möch­te, ist bei uns nicht allein herz­lich will­kom­men, son­dern mei­nes Erach­tens sehr gut auf­ge­ho­ben. Wem ein Got­tes­dienst zu Hei­lig­abend und zu einem Fami­li­en­fest genügt, für den oder die gibt es ande­re Kir­chen. Wir erwar­ten mehr – von uns selbst und auch von denen, die mit­glau­ben und mit­le­ben möch­ten aus ihrem Glau­ben.

Für alle ist eine Stel­le frei, an der gera­de sie oder er gebraucht wird. Das ist nicht nur bei uns in der Gemein­de so (klar, es gibt vie­le Funk­tio­nen und Ämter zu beset­zen), es ist vor allem so beim Bau des Rei­ches Got­tes. Wir glau­ben und erle­ben das auch immer wie­der, dass die viel­fäl­ti­gen Gaben und Talen­te so vie­ler ein­zel­ner Men­schen gut, nütz­lich und kost­bar sind, um Gemein­de als Stück des Rei­ches Got­tes zu bau­en.

Vie­le bau­en übri­gens auch außer­halb der Gemein­de an Got­tes Reich, und auch das ist gut so! Im Beruf, in der Fami­lie und in unse­ren Nach­bar­schaf­ten wer­den wir ja min­des­tens eben­so sehr gebraucht.

Ein Platz ist für Sie oder Dich sicher frei. – Spre­chen Sie mich oder uns an:

Frank Weber, Pas­tor (Kon­takt sie­he im Impres­sum)