Vorschlag des regionalen Runden Tisches in Hannover am 29.10.2019
Der regionale Runde Tisch hat am 29.10.2019 einen weiteren Vorschlag zu einem möglichen Ausweg aus der strittigen Frage der Homosexualität mit folgendem Inhalt konzipiert:
Die bisher für Deutschland bestehende Kirchenordnung wird inhaltlich beibehalten. Daneben gibt es jedoch ein zeitlich begrenztes Moratorium (5–10 Jahre, ggf. auch kürzer):
- in diesem Zeitraum werden keine Ordinationen durchgeführt.
- in diesem Zeitraum finden auch keine kirchlichen Trauungen innerhalb der EmK statt.
Die Vorteile dieses neuen Vorschlags liegen auf der Hand:
- eine Spaltung innerhalb der deutschen methodistischen Kirche kann dadurch vermieden werden!
- die deutsche (Ev. meth.) Kirche sendet ein Signal in die weltweite Kirche hinein: Wir wollen uns eben nicht trennen! Wir wollen als Kirche unterschiedliche Erkenntnisse auszuhalten, und uns als »ein Leib« verstehen!
- durch diese Lösung findet keine Diskriminierung mehr statt!
- ein solcher Weg wäre im Rahmen des vorhandenen Adaptionsspielraums der deutschen Zentralkonferenz denkbar.
Auftretende Schwierigkeiten bei diesem Modell ließen sich pragmatisch lösen. Zugegeben, die Idee keine Trauungen – auch für heterosexuelle Paare – durchzuführen, das klingt erst einmal für eine Kirche verwegen. Aber dies könnte auch durchaus zu einer Chance für die einzelnen Gemeinden vor Ort werden: Unsere Pastoren haben in der Regel vielfältige Kontakte zur Ev. Allianz und in die Landeskirchen, und die dortigen Pastoren könnten Amtshilfe leisten. Wenn man dort diesen Weg in aller Offenheit beschreibt, können wir uns nicht vorstellen, dass uns diese Unterstützung bei einer kirchlichen Trauung verweigert werden würde. Und wenn wir dann als jeweilige Gemeinde mit zahlreichen Leuten zu einem solchen Traugottesdienst in die andere Gemeinde kommen würden, wäre dies sicherlich eher für uns Methodisten ein Zeugnis als ein Armutszeugnis.
E. M.
Ergänzende Hintergründe finden sich auch hier.
Hier die Stellungnahme des Gemeindevorstand Hannover, wie sie der Bezirksversammlung im März zugänglich gemacht wurde:
EmK Bezirk Hannover – Johanneskirche
Stellungnahme des Gemeindevorstands der Johanneskirche Hannover
nach der Tagung der Außerordentlichen Generalkonferenz vom 23.–26.02.2019
Liebe Geschwister,
auf der o.g. außerordentlichen Sitzung der Generalkonferenz wurde über den Umgang mit der menschlichen Sexualität innerhalb der weltweiten EmK beraten. Diese Konferenz hat mit knapper Mehrheit den so genannten »Traditional Plan« beschlossen, der die bestehende Ordnung bestätigt, wonach praktizierte Homosexualität als nicht vereinbar mit der christlichen Lehre bezeichnet wird. Die Ordination von Pastorinnen und Pastoren, die in gleichgeschlechtlichen Beziehungen leben, sowie die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften bleiben verboten und sollen dazu konsequent geahndet werden.
Wir haben uns als Gemeindevorstand der Johanneskirche Hannover auf unserer Sitzung am 7. März 2019 Zeit genommen, dieses Ergebnis für das Leben unserer Gemeinde zu reflektieren.
Nach wie vor sind wir im Gemeindevorstand auf der Sachebene der Generalkonferenz-Entscheidung unterschiedlicher Auffassungen und spiegeln damit die unterschiedlichen Einstellungen wider, die wir in unserer weltweiten Kirche, in der EmK in Deutschland und auch in unserer Gemeinde vor Ort zu diesem Thema vorfinden. Unsere Schwestern und Brüder haben ihre jeweiligen Überzeugungen aus innerster Überzeugung und in großer Verantwortung vor Gott. Wir stellen in Demut fest, dass unsere jeweilige Erkenntnis Stückwerk ist und wir auch selbst »falsch« liegen können.
Um der Liebe Jesu Christi und seiner Gemeinde willen wollen wir diese Spannung aushalten, auch wenn wir heute noch nicht sagen können, zu welchen konkreten Entscheidungen uns dies eines Tages führen wird.
Ungeachtet unserer eigenen inhaltlichen Überzeugungen erfüllen uns die auf der Generalkonferenz vorherrschenden Umgangsformen mit Betroffenheit. Wir bedauern zutiefst die fehlende Bereitschaft, mit andersdenkenden Geschwistern im Gespräch zu bleiben. So wenig wie wir Sanktionen gegen pastorale Geschwister mittragen können, die gegen die vorgesehenen Regelungen verstoßen, so wenig fänden wir es akzeptabel, von allen Pastorinnen und Pastoren ungeachtet ihrer innersten Überzeugungen die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften zu verlangen.
Als Gemeindevorstand Hannover wollen wir weiterhin miteinander unterwegs sein und für eine Gemeinde werben, in der die Vielfalt als Geschenk wahrgenommen wird und wir gemeinsam in Liebe miteinander unterwegs sind, um unseren Mitmenschen mit der Botschaft von Gottes Liebe und Gnade bekannt zu machen. Uns verbindet die Gewissheit, dass Jesus Christus für alle Menschen in unsere Welt gekommen ist und dass die Liebe Gottes allen gilt. Darum möchten wir einmal mehr betonen, dass in unserer Gemeinde jeder Mensch willkommen ist, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, sexueller Orientierung u.a.
Im Nachgang unserer Beratungen wurde am 9. März 2019 eine Botschaft des Kirchenvorstandes der EmK in Deutschland veröffentlicht. Wir begrüßen, dass ein Prozess angeregt wird, wie wir trotz unterschiedlicher Überzeugungen beieinander bleiben können.
Für das Leben und den Dienst unserer Gemeinde freuen wir uns über das Miteinander in der Vielfalt. Für den weiteren Weg bedürfen wir Gottes Gnade.
In der Liebe Jesu Christi verbunden 14.März 2019