von FraWe | 25. Nov. 2021 | geistliches Wort, Hannover, Startseite
Zugegeben: Derzeit geht es bei uns nicht in dem Maße um Bekehrung wie in anderen Kirchen und Gemeinden. Viele hoffen, dass das auch wieder anders wird.
Die Basis aber, damit überhaupt etwas wird, ist ein Element aus dem methodistischen Erbe: Heiligung. Oder um es etwas moderner zu sagen: Gelebte Nachfolge.
Wenn wir quantitativ wachsen möchten (also mehr werden wollen), dann müssen wir zunächst selbst näher an Gottes Plan für uns als einzelne und als Gemeinde heran kommen.
Das ist auch Wachstum, jedoch nicht in der Zahl der Gemeindeglieder, sondern in der Intensität unserer Beziehung zu Gott. – Und die bleibt nicht ohne Wirkung auf andere um uns. Auch nicht auf Wirkung auf die Gemeinde. Wachstum zu machen, das ist Arbeit und unnatürlich. Wenn wir aber Kinder ansehen, so merken wir: Wachstum ist natürlich. Wenn wir die passende Nahrung, Umgebung usw. haben: Dann geschieht das einfach so, dass Kinder wachsen.
Einige mögen einwenden: Im Alter schrumpfen wir… – Ja, das mag so sein. Drum ist eine gesunde Gemeinde auch immer eine, in der jüngere und ältere Christenmenschen miteinander leben. Bloß ein Alter, das ist wie eine Monokultur im Wald: Ein leichter Fall für Borkenkäfer. Ein Mischwald aber, eine Gemeinde mit Frauen, Männern, mit Einheimischen und solchen, die dazu gekommen sind vor nicht so langer Zeit, mit jüngeren und älteren Jüngerinnen und Jüngern, das ist eine anstrengende aber gesunde Mischkultur.
Wenn ich in einem Hauskreis von einer 85-jähringen etwas höre, bereichert das meinen Glauben und auch meinen Blick auf die Gemeinde als einen Organismus mit Geschichte. Wenn ich im jüngeren Jugendhauskreis von 15-jährigen aus deren Lebenswelt etwas höre, so zeigt mir das, wohin es gehen könnte.
Die Frage ist also nicht, ob wir jung oder alt sind, sondern ob wir Jünger/innen sind. – Wenn wir das sind, dann fragen wir danach, was Gott mit uns, mit seiner Welt und seiner Gemeinde vorhat.
Wenn wir uns danach ausrichten, auch bereit sind, bewährte und eventuell ausgetretene Wege zu verlassen, dann geben wir Gott die Möglichkeit, erst an uns und dann durch uns zu wirken. – So kann und möchte er die Welt verändern.
Liebe Geschwister, alles fängt bei uns an: Bei unserer Ausrichtung als Christenmenschen auf Gott – denn das ist Nachfolge. Erst qualitatives Wachstum, dann hoffentlich auch quantitatives. Es geht aber nicht um die Zahl, sondern um unser Bleiben am Weinstock, denn da werden wir mit allem Nötigen versorgt, um Frucht zu bringen.
F. W.
von FraWe | 22. Sep. 2021 | geistliches Wort, Gliedschaft, Hannover, Startseite
Frage 5 zur Taufe und Aufnahme in die Evangelisch-methodistische Kirche:
»Willst du dich zur Evangelisch-methodistischen Kirche halten und sie in ihrem Auftrag unterstützen?«
Um was für eine Kirche handelt es sich bei der Evangelisch-methodistischen Kirche? Nur ein paar Stichworte finden an dieser Stelle Platz, um den Reichtum der Evangelisch-methodistischen Kirche zu skizzieren. Ausführlichere Informationen finden sich z.B. hier. (Vgl. auch den entsprechenden Artikel auf Wikipedia)
Geschichte und Personen
Die methodistische Bewegung geht auf einige Studenten der Universität Oxford im 18. Jahrhundert zurück. Während ihres Studiums gründen die Brüder John und Charles Wesley eine kleine Gruppe, um gemeinsam in der Bibel zu lesen und über den Glauben zu diskutieren. Ihnen wird wichtig, den Glauben an Jesus Christus verbindlich und konsequent zu leben. Sie beginnen, sich um Arme, Kranke und Gefangene zu kümmern.
Schon bald bekommt diese Gruppe Spitznamen wie »Holy Club« oder »Methodisten«, weil sie sich in ihrem konsequenten Lebensstil gewisse Regeln gegeben hatten.
Eine tiefgreifende Veränderung erlebt John Wesley, als er am 24. Mai 1738 in einer Veranstaltung Luthers Vorrede zum Römerbrief hört. Plötzlich wird sein »Herz seltsam erwärmt«. Ab diesem Moment ist ihm klar, dass Gott ihn bedingungslos liebt und ihm alle seine Sünden vergeben hat.
Ein Jahr später macht John Wesley die Erfahrung, dass er mit Predigten unter freiem Himmel viele Menschen dort erreicht, wo sie sind. Die gute Nachricht von der befreienden Liebe Gottes verändert das Leben Vieler. Eine Erweckungsbewegung nimmt ihren Anfang.
Gemeinschaft und Strukturen
Schon bald wird den Initiatoren der Bewegung deutlich, dass die Menschen, deren Leben sich durch Gottes Gnade verändert, Gemeinschaft und Begleitung brauchen. Sie werden in »Klassen« zusammengefasst, Kleingruppen, die sich regelmäßig treffen, miteinander beten, sich gegenseitig helfen und einander in schwierigen Alltagssituationen beistehen.
In der methodistischen Bewegung sind zunehmend einfache Leute auch als Prediger beteiligt, die keine besondere Ausbildung dafür genossen haben. Um sie regelmäßig zu schulen, die gemeinsame Lehre zu diskutieren und miteinander Entscheidungen zu treffen, ruft John Wesley sie jährlich zu »Konferenzen« zusammen – ein System, das bis heute ein typisches Merkmal des Methodismus weltweit ist.
Schätze und Herausforderungen
Zu den Schätzen der methodistischen Bewegung gehört der »Gottesdienst zur Erneuerung des Bundes mit Gott«, den John Wesley den Mitgliedern der methodistischen Gemeinschaften mitgab. Herzstück ist das folgende Hingabegebet:
»Ich gehöre nicht mehr mir, sondern dir.
Stelle mich, wohin du willst; stelle mich, zu wem du willst.
Lass mich wirken, lass mich dulden.
Brauche mich für dich, oder stelle mich für dich beiseite.
Erhöhe mich für dich, erniedrige mich für dich.
Lass mich alles haben, lass mich nichts haben.
In freier Entscheidung und von ganzem Herzen überlasse ich alles deinem Willen und Wohlgefallen.
Herrlicher und erhabener Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist:
Du bist mein und ich bin dein.
So soll es sein.
Bestätige im Himmel den Bund, der jetzt auf Erden neu geschlossen wurde. Amen.«
Ein weiteres Erbe des Methodismus ist die »Sonntagsschule«. Den meisten Kindern des 18. Jahrhunderts war Bildung verwehrt. Einige Methodisten beginnen damit, Kinder sonntags zusammenzubringen, ihnen von Gottes Liebe zu erzählen. Gleichzeitig bringen sie ihnen Lesen und Schreiben bei.
Weitere spannende Schätze des Methodismus finden sich z.B. hier.
Auftrag und Sendung
John Wesley fasste das, was ihn als Prediger und Organisator antrieb, u.a. mit folgenden Worten zusammen: »Die Welt ist mein Kirchspiel – und Seelen zu retten, ist mein Beruf.« Ihm und den anderen Mitarbeitenden in der methodistischen Bewegung ging es darum, »schriftgemäße Heiligung über die Lande zu verbreiten«.
Heute sind die Kirchen, die zur weltweiten methodistischen Kirchenfamilie gehören, überwiegend Kirchen des Mittelstands geworden. Die Verfassung, Lehre und Ordnung der EmK in Deutschland hält fest: »Die Kirche hat den Auftrag, Menschen zu Jüngerinnen und Jünger Jesu Christi zu machen, um so die Welt zu verändern.« (Art. 120 und 122 VLO)
In diesem Sinne wollen auch die beiden Gemeinden, die zum Bezirk Hannover gehören, die Johanneskirche Hannover und die Gemeinde mittendrin Wunstorf, ihren Auftrag leben. Der Winterspielplatz in Hannover lädt Eltern mit kleinen Kindern in der kalten Jahreszeit zum Begegnen und Spielen ein. Die OpenAir-Gottesdienste in Wunstorf richten sich an Menschen in der Nachbarschaft des Gemeindezentrums.
Fragen zum persönlichen Nach- und Weiterdenken
- Womit hat Gott mein Herz berührt, erwärmt, erfüllt?
- Wo ist meine »Klasse«, eine Kleingruppe von Glaubenden, mit denen ich Bibel lese, bete und solidarisch bin?
- Wie leicht oder schwer geht mir das Bundeserneuerungsgebet über die Lippen? Bin ich zu solch einer Hingabe bereit?
- Welche Menschen meiner Umgebung sind mir darin wichtig, dass sie durch mich Gottes Liebe erfahren? An welcher Veränderung in meiner Umgebung könnte ich betend und engagiert mitwirken?
Hans-Hermann Schole
von FraWe | 8. Sep. 2013 | Bericht, Hannover
1968 vereinigten sich in Deutschland die Evangelische Gemeinschaft und die Bischöfliche Methodistenkirche zur Evangelisch-methodistischen Kirche. Beide methodistische Bewegungen waren um 1850 von Amerika nach Deutschland gekommen und hatten sich parallel ausgebreitet. Auswanderer hatten in England und Amerika Kontakt zur Methodistenkirche erhalten und brachten ihren dort gefundenen Glauben bei ihrer Rückkehr mit. Auch in unserer Stadt Hannover bildeten sich zwei Gemeinden, die sich nebeneinander entwickelten. Die Evangelische Gemeinschaft begann vor 125 Jahren, im Jahre 1888, ihre missionarische Arbeit in einem Saal am Engelbosteler Damm 80, der für 150 Besucher Platz hatte. Die junge Gemeinde entwickelte sich gut. Schon 1894 zählte sie 50 Mitglieder und hatte drei Sonntagsschulen mit 140 Kindern. 1919 konnte sie die Nikolaikapelle an der Goseriede mieten. Diese war im frühen 13. Jahrhundert als »Aussätzigen-Kapelle« erbaut worden und stand als ältestes Gotteshaus von Hannover unter Denkmalschutz. Damit besaß die Gemeinde zwei Versammlungsorte: Der Gottesdienst am Sonntag fand in der Kapelle statt, die anderen Versammlungen in dem Saal am Engelbosteler Damm. (mehr …)