Adventskalender zum 15.12.2020 von G.R.
»Ich wäre gerne die hellste Kerze auf der Torte…
… und ich hätte gerne alle meine Tassen im Schrank.« Dieser Gedanke schoss mir kürzlich durch den Kopf, als ich wieder einmal von einem anstrengenden Einkauf zurück kam.
Jeden Morgen, bevor ich das Haus verlasse, nehme ich mir vor, ein angenehmer Mitmensch für andere zu sein. Ich will mich nicht über andere aufregen. Dinge, die ich sowieso nicht ändern kann, möchte ich gelassen hinnehmen und will mich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Manchmal gelingt mir das sogar, aber nicht annähernd so oft, wie ich es mir vornehme.
In Warteschlangen Han man im Moment besonders viel Zeit, die Leute mal genauer anzusehen. Mir kommen dann ab und zu diese Bewertungen in den Sinn: »Der ist ja nicht gerade die hellste Kerze auf der Torte« oder: »Die hat ja nicht alle Tassen im Schrank.«
So manches Mal stelle ich dann aber auch mit Schrecken fest, das ich selbst gerade in einem Fettnapf feststecke, weil ich anstatt auf mich selbst aufzupassen, nur mit anderen beschäftigt bin.
Am Abend bekenne ich Gott dann, dass ich wieder nicht meinen Ansprüchen genügt habe und dass ich selber es war, die mir die Ruhe geraubt hatte, nicht andere. – Gott sagt: »Weiß ich« und sein Angebot, bei ihm zur Ruhe zu kommen, sind uneingeschränkt. In Matthäus 11,28 heißt es: »Kommt her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid…« Ich darf alles bei ihm ablegen, selbst die Last, die ich mir selber bin. Nah bei ihm darf ich ausruhen vom Tag. – Morgen versuche ich trotzdem wieder, es besser zu machen.
G.R.