Dies ist ein Teil des begleiteten Bibellesens für Jugendliche. Der Betakurs ist für Einsteigende gedacht, solche, die möglicherweise erstmals ein biblisches Buch lesen.
Jesus wird verhaftet (Markus 14,43–52)
Nun tut sich eine ganze Menge im Evangelium: Die Erzählung nimmt Tempo auf. Die Ereignisse überschlagen sich. Kaum hat Jesus ausgesprochen, was geschehen wird, da passiert es: Eine Gruppe von Mitarbeitern des Hohen Rates kommt mit Judas. Sie haben Knüppel und Schwerter dabei. Der Auftrag ist klar: Jesus soll gefangen genommen werden. Und welcher von den Männern Jesus ist, das zeigt Judas durch einen (damals üblichen) Begrüßungskuss.
Die Jünger sind müde, sie sehen: Widerstand ist zwecklos, die anderen sind in der Übermacht. Einem der Mitarbeiter dieses Kommandos wird noch ein Ohr abgehauen. Dann aber fliehen die Jünger. Sie brauchen erst einmal Ruhe. Etwas Schlaf. – Und nachdenken, das schadet auch nicht. Einer kann sich gerade noch absetzen. Wenn das hier erwähnt wird, dann werden vielleicht einige der ersten Leser dieses Berichts die Person noch gekannt haben? Wir wissen es nicht.
Jesus hatte gebetet, dass Gott, wenn es sein Wille sei, diesen Kelch an ihm vorüber gehen lassen möge. Das tritt nicht ein. Die Dinge nehmen vielmehr ihren Lauf, und es sieht aus, als hätten die Leute vom Hohen Rat nun ihren Plan sicher umgesetzt.
Die Frage, die Jesus stellt: Warum in der Nacht, wo er doch täglich im Tempel war? Die ist nicht von der Hand zu weisen: Es wäre einfach gewesen, ihn dort festzunehmen. Aber: Es hätte auch viel Aufsehen und vielleicht Aufruhr erzeugt.
Nachts, im Garten, mal eben mit einer schnellen Eingreiftruppe, das erschien politisch besser.
Jesus vor dem jüdischen Rat (Markus 14,53–65)
Ein Prozess, in dem das Urteil bereits zuvor feststeht, ist immer peinlich. Schauprozess kann man es nennen. Eine Farce. Das gab es immer wieder: Gleich, ob im Hohen Rat nach der Gefangennahme Jesu, bei einigen Prozessen im Dritten Reich oder in der Stalin-Zeit in der UdSSR: Solche »Prozesse« sind immer eine Schande. Falsche Zeugen widersprechen einander – peinlich genug! Hätte man doch vorher besser mit einer einheitlichen Version ausstatten sollen. Jesus selbst hält sich mit Aussagen völlig zurück. Bloß als er gefragt wird, ob er der versprochene Retter, der Christus sei, da sage er, dass er es sei. – Dem Obersten Priester reicht das. Das ist anmaßend und Gottesbeleidigung, das geht gar nicht. Also beschließt man, das das genügt, Jesus hinrichten zu lassen. – Das war ja vorher schon klar, bloß brauchte es noch einen Grund, den man nach außen hin nennen konnte.
Auch heute ist es ein Kriterium, wie Menschen miteinander umgehen. Wenn Jesus geschlagen und verspottet wird, wirft das ein miserables Licht auf die, die diesen Prozess verantworten müssen. – Wie in Abu Ghuraib. Ein Rechtsstaat geht selbst mit verurteilten Verbrechern menschlich um!
Fortsetzung folgt am Dienstag.
F.W.