Dies ist ein Teil des begleiteten Bibellesens für Jugendliche. Der Betakurs ist für Einsteigende gedacht, solche, die möglicherweise erstmals ein biblisches Buch lesen.
Israel – ein Feigenbaum ohne Früchte (Markus 11,12–14)
Die Überschrift aus der Guten Nachricht Bibel deutet hier das Geschehen bereits. Berichtet wird nichts Außergewöhnliches: Ein Feigenbaum hat früh im Jahr noch keine Feigen angesetzt. Jesus hat Hunger, würde gerne einige Feigen pflücken. – Pech. – Er sagt eine Art Fluchwort zum Baum, was die Jünger hören. – Die Pointe und Auflösung der Geschichte kommt erst einige Verse später (in Vers 20). Dann mehr dazu.
Jesus im Tempel (Markus 11,15–19)
Leicht werden Orte der Anbetung zu Kultorten. Da geht man hin, weil man ein Opfer bringen möchte. Und wer eine weite Anreise hat, der möchte nicht die zu opfernde Turteltaube mitnehmen. Also kauft man sie dort. Auch waren für die Tempelabgabe nur bestimmte Münzen zugelassen, die tauschte man dort eben direkt ein.
So weit, so gut. Das Problem ist nur, dass vor all diesem »Geschäft« Gott kaum eine Rolle mehr spielte. Wenn Eltern einen Sohn bekommen hatten, gehörte es sich, ein Paar Tauben zu opfern. – Das machte man. Dankbar und froh waren die Eltern sicher auch, aber: Es ging eben nicht um diese Sehnsucht nach einer Nähe zu Gott. Ich nehme an, dass es das Volk beeindruckte, was Jesus tat, weil es einleuchtete, dass er den eigentlichen Sinn des Tempels wieder herstellen wollte. Es ging ihm um das eigentliche und nicht um Randale am Tempel.
Manchmal denke ich: Geht es uns eigentlich um Gott, um eine Begegnung mit dem Heiligen, dem Schöpfer der Welt, dem Vater Jesu Christi, denn auch bei uns sind so viele andere Dinge wichtig. Wir reden mit den Nachbarn (außerhalb von Corona, jetzt sitzen die zu weit weg), wir organisieren, proben Musik… – Stille? Hören auf Gott? Das ist schwierig in diesem Betrieb und dieser Geschäftigkeit. – Ich glaube, dass uns das gut täte.
Wenn ich in Deutschland oder drumherum in Kirchen als Urlauber bin, dann setze ich mich hin, schweige, bete. Teils stören mich die Touristen, die laut reden, umher laufen, alles und jedes fotografieren. Klar, die wissen es nicht besser. Dennoch. Wir können uns in der Hinsicht etwas von anderen Ländern abgucken. In Palma auf Mallorca gibt es an den großen Kirchen zwei verschiedene Eingänge. Einen zum Gebet. Da wird erwartet, dass man sich hinsetzt und den Mund hält, schweigt, betet. – Einen anderen, der z.B. auf die Empore führt, für die »Visitors«, die die Kirche »bloß besichtigen« wollen. Dort ist es lauter, aber es stört die Andächtigen kaum.
Vorzeichen des Gerichts über Israel. Grundlagen der Jüngerexistenz (Markus 11,20–25)
Als die Jünger mit Jesus wieder am Feigenbaum vorbeikommen, ist der völlig abgestorben. Die Jünger bemerken es. Nun kann man denken: »Was soll das? Warum verflucht Jesus den Feigenbaum? Ist doch nicht dessen Schuld, es ist zu früh für Feigen?« – So kann man denken. Aber: Es geht hier eigentlich nicht nur um einen Feigenbaum: Es geht darum, dass dieser Feigenbaum einmal die Chance hatte, Jesus zu dienen. – Diese Chance hat er verpasst. Israel hat einmal die Chance, den Messias willkommen zu heißen. Das taten viele, als Jesus in die Stadt auf einem Esel ritt, und sie Zweige des Palmbaums auf die Straße warfen. – Aber an sich, im Großen und Ganzen, geht das Leben in Jerusalem weiter wie vorher. – Man könnte sagen: Chance verpasst.
Die Jünger sollen beten, sollen ganz nah bei Gott leben. So dass ihr Wille mehr und mehr von Gottes Willen geprägt wird. Dann bitten sie nämlich auch nichts Unsinniges, sondern das, was jeweils dran ist. Es wird dann geschehen! Ich habe noch nicht gebeten, dass Gott Berge ins Meer stürzen lassen möge. Aber: Ich habe schon manches an Gebetserhörung erlebt. – Leider auch das Gegenteil. Ich habe gebetet, und es passierte (erstmal) nichts. Neulich hat Dirk Liebern zu diesem Thema gepredigt. Hört doch mal rein, wenn die Predigt noch online ist. Jünger (und sind wir das nicht alle?) sind völlig abhängig von Gott. Keine Superhelden, sondern eine Art, wie Gott in die Welt hinein wirken möchte: Durch uns.
Vergebung sollte uns wichtig sein und werden, denn es ist sicher so, dass Menschen aneinander schuldig werden. Wir verletzen einander, weil wir unaufmerksam sind, weil wir gerade an uns denken. Teils tun Menschen einander vorsätzlich weh. – Klar ist: Wir selbst brauchen auch die Vergebung. Wir sind nicht perfekt. Wenn wir uns das bewusst machen, dann können wir denen vergeben, die uns verletzen.
Meine Bitte an Dich: Versuch einmal, Dich als ein Mittel Gottes zu denken, in dieser Welt zu wirken und den Menschen zu dienen. – Denen in Gemeinde, aber auch denen, die Gott nicht kennen und nichts von ihm wissen wollen. Bete für sie, tu etwas für sie. In Deiner Klasse, im Sportverein, in der Musikschule. Und nicht zuletzt in der Gemeinde.
Fortsetzung am Donnerstag.
F.W.