Dies ist ein Teil des begleiteten Bibellesens für Jugendliche. Der Betakurs ist für Einsteigende gedacht, solche, die möglicherweise erstmals ein biblisches Buch lesen.
Das Vertrauen einer nichtjüdischen Frau (Markus 7,24–30)
Beachtlich finde ich zweierlei: Die Beharrlichkeit und die Schlagfertigkeit der Frau. – Wenn Jesus sie so schroff abfertigt und im Bild ihre Nation (also auch sie selbst und ihre Tochter) als »Hunde« bezeichnet, dann kann man eigentlich bloß enttäuscht weggehen.
Das aber tut sie nicht. Vielmehr weiß sie: Er ist die Hoffnung, die sie hat. Wenn er nicht hilft, hat sie für ihre Tochter keine andere Idee, was helfen könnte. Also gebraucht sie ihren Verstand (eben nicht »unvernünftig«), und spielt den Ball zurück. Sie nimmt das Bild vom Haushalt auf, indem die Kinder essen, und die Hunde auch etwas abbekommen, weil es herunterfällt.
Aus unserer heutigen Sicht ist kaum zu verstehen, warum zu dem Zeitpunkt Jesus seinen Auftrag so auf Israel begrenzt. Klar, dem auserwählten Volk muss das Evangelium gesagt werden. – Und er war ja (gerade was die Heilungen anging) sehr gefordert von allen denen, die Kranke, Behinderte usw. brachten, damit Jesus sie heilt.
Psychische Erkrankungen wurden damals oft als dämonische Besessenheiten verstanden. Was mit der Tochter genau los war, das wissen wir nicht, jedenfalls ging es ihr hinterher gut.
Jesus heilt einen Taubstummen (Markus 7,31–37)
Eine weitere Heilung. Damals konnte jemand kaum selbstbestimmt leben, ohne hören und sprechen zu können. Nachdem der Taubstumme geheilt ist, preisen die, die es mitbekommen haben, Gott. Sie sind froh und dankbar. Man kann es verstehen. Die Schwierigkeit, das Messiasgeheimnis zu bewahren, wird hier deutlich. Wer sich so freut, der muss das weitererzählen. Geteilte Freude ist doppelte Freude.
Die Gefahr aber bestand, dass man Jesus als den Wundertäter ansah, und nicht als den von Gott geschickten Messias. Insofern musste bis zu einem gewissen Zeitpunkt zwar die Vollmacht deutlich werden (er sprach in Vollmacht, nicht wie ihre Schriftgelehrten… – und er heilte, er speist die Menschen…) Andererseits durfte das Tun Jesu nicht die Botschaft überlagern. Das ist eine kaum zu lösende Spannung, die besonders im Markusevangelium bis zum Einzug in Jerusalem besteht.
Für mich sind die Heilungserzählungen und die sonstigen Wunder ein Hinweis auf meine Beschränkungen und auf Gottes Möglichkeiten. Ich kann mir manches nicht einmal vorstellen. Wahrscheinlich ging es den Menschen um Jesus herum ähnlich. Dass der jemals wieder Hören und Sprechen kann… Unvorstellbar. – Für uns ist es so. Gottes Möglichkeiten aber sind anders.
Fortsetzung folgt am Freitag.
F.W.