Dies ist ein Teil des begleiteten Bibellesens für Jugendliche. Der Betakurs ist für Einsteigende gedacht, solche, die möglicherweise erstmals ein biblisches Buch lesen.
Gottes Gebot und menschliche Überlieferung (Markus 7,1–13)
Hier geht es um Traditionen der so genannten »mündlichen Tora«. In der Zeit nachdem das Volk im Babylonischen Exil war, hatten sich bestimmte Formen alltäglicher Religiosität eingebürgert. So machte man das eben. Man wusch die Hände vor dem Essen – So wie es jetzt dringend angeraten ist, öfters die Hände zu waschen, um keine Viren zu übertragen.
Der Ursprung dieser Traditionen liegt im Reinheitsgesetz, das sich im 3. Mosebuch findet (reine Tiere z.B. 3. Mose 11). Dort steht auch, was man bei Krankheiten tun soll, um andere nicht anzustecken etc. Waschungen waren immer wichtig. – Die Begründung des Gesetzes war, dass Gott heilig ist und das jüdische Volk als erwähltes Volk eben durch praktische Dinge sich heiligen sollte.
Das hatten die Vorläufer der Pharisäer in der »mündlichen Tora« noch einmal deutlich erweitert und konkretisiert. Letztlich gehen Talmud und Mischna, die jüdische Überlieferung neben dem »alten Testament«, darauf zurück. Jedenfalls war es zur Zeit Jesu üblich, sich die Hände vor dem Essen zu waschen. Und weil Jesu Jünger das gerade nicht taten, wurden sie kritisch gefragt: »Was ist denn mit Euch los…? Warum haltet Ihr Euch nicht an die Vorschriften?«
Jesus erwidert, dass die, die solche äußerlichen Gesetze oder Traditionen lehren, nicht Gott die Ehre geben wollen, sondern an ihren eigenen theologischen Systemen basteln. Er benennt ein drastisches Beispiel, das nicht ganz einfach zu verstehen ist ohne Vorwissen.
Zur Zeit Jesu war es üblich, dass die Kinder ihre Eltern versorgen mussten. Entweder selbst, oder sie mussten im Rahmen ihrer Möglichkeiten Geld geben. So war das mit dem »Generationenvertrag ohne Rentenversicherung«. – Es gab aber die Möglichkeit, dass die Kinder den Anteil ihres Besitzes, den sie hätten aufwenden müssen, um die Eltern zu versorgen, dem Tempel spendeten. Dann mussten sie das Geld dort abliefern, und durften nicht mehr davon ihre Eltern versorgen. – Und diese Vorschrift findet Jesus skandalös. – Zu recht. So sehr der Tempel auf Geld angewiesen ist. So geht es nicht.
Mit all den Geboten und Traditionen hatten die Gelehrten und Pharisäer das Gebet, Vater und Mutter zu ehren, gebrochen.
Was unrein macht (Markus 7,14–23)
»Nichts, was der Mensch von außen in sich aufnimmt, kann ihn unrein machen. Nur das, was aus ihm herauskommt, macht ihn unrein!« (V.15)
Das ist ein wichtiger Kerngedanke der Lehre Christi. Es geht weniger um Speisen, die man essen darf oder nicht. Das machte »rein« und »unrein« zu sehr einfachen Begriffen. – Und für die Jünger, die ja in der jüdischen Tradition aufgewachsen sind, ist das völlig neu, weshalb sie es nicht verstehen. Jesus muss es ihnen später erklären.
Was man isst und trinkt, das geht in den Magen. Und es wird ausgeschieden. Rein aber, das ist eine Frage der Herzenshaltung. Geht es mit darum, Gott zu ehren und ihm eine Freude zu machen.
Wenn Neid, Habsucht, Überheblichkeit usw. einen Menschen unrein machen, dann deshalb, weil sie nicht an die anderen und nicht an Gott, der alle gemacht hat, denkt. Im Neuen Testament gibt es viele so genannte Lasterkataloge, so wie diesen hier. Einige Untaten finden sich immer wieder in den Listen, so Ehebruch und Neid. Nur in dieser Liste aber steht – und das macht diesen Text für mich zu etwas Außergewöhnlichem – »Unvernunft« (und noch dazu ganz am Schluss, also durchaus betont).
Wir haben auch unseren Verstand als gute Gabe von Gott. Ihn nicht zu gebrauchen, das ist nicht nur schädlich für uns, sondern es ist Sünde. Daran denke ich immer wieder, wenn ich manches erleben muss, was zeigt, dass bis heute viele ihren Verstand ausschalten.
Wenn wir uns die anderen »Laster« ansehen: ja, das sind Dinge, die vielleicht nicht absichtlich beschließt, aber doch zulässt. »Kann den Liebe Sünde sein? – Ja, wenn sie Ehebruch ist!« So mit den anderen: Wir wissen, wir sollen die Menschen lieben, weil sie von Gott gemacht und gedacht sind. Ja, das fällt bei einigen schwerer. Aber: Betrug, Verleumdung, Mord… das geht nicht! Auch dann nicht, wenn der Mörder ein sizilianischer Mafiosi ist, der anschließend zur Beichte geht.
Fortsetzung folgt am Mittwoch.
F.W.