Dies ist ein Teil des begleiteten Bibellesens für Jugendliche. Der Betakurs ist für Einsteigende gedacht, solche, die möglicherweise erstmals ein biblisches Buch lesen.
Im Sturm auf die Probe gestellt (Markus 4,35–41)
Die Jünger, mit denen Jesus ja schon eine ganze Weile lang unterwegs ist, haben viel mit ihm erlebt. Wenn es aber existenziell wird, wie bei dem Sturm im Boot, und Jesus schläft, dann fallen die Jünger wie viele Christenmenschen heute in alte Muster zurück: Angst und Furcht.
Derzeit haben einige Angst vor Covid-19, an sich verständlich. Klar. Eine gefährliche Krankheit, die niemand gerne haben möchte. Andererseits: Wenn wir wissen, dass an erster Stelle Jesus steht (und nicht meine Gesundheit, mein Wohlbefinden – ohne Angst…), dann müssen wir eigentlich Gott mehr zutrauen als einem Virus. Dass er es nämlich richtig und gut machen wird. – »Yes, he can« in freier Abwandlung des Slogans von Barack Obama im Wahlkampf seinerzeit.
Freunde von mir, die neulich Silberhochzeit feierten, haben als Trauspruch in ihren Eheringen den 40. Vers stehen: »Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben?« (Lutherbibel 1984) Fand ich damals als Trauspruch ungewöhnlich, aber der Vers leuchtet mir inzwischen unmittelbar ein.
Es ist gut, dass die Jünger nach diesem Erlebnis darüber nachdenken, wer Jesus ist und warum ihm Wind und Wellen gehorchen. Die Frage wer Jesus ist, an sich und vor allem wer er für mich ist, die finde ich wichtig und viel zu selten gestellt. Oder wenn wir sie uns stellen, dann antworten wir schnell mit einer fertigen Floskel. Was das, was wir dann sagen (z.B. »Mein Herr und mein Gott«) denn eigentlich bedeutet, das müssen wir uns immer wieder einmal überlegen. Jede/r für sich aber auch miteinander als Gemeinde.
Der Besessene von Gerasa (Markus 5,1–20)
Der erzählte Text ist nicht schwierig zu verstehen. Schweine galten für Juden damals als unreine Tiere, sie wurden überhaupt nur gehalten, weil die Römer – verhasste Besatzungsmacht, mit der niemand etwas zu tun haben wollte – sie wollten. Das erklärt etwa auch, warum der verlorene Sohn (Lukas 15), als es ihm wirtschaftlich dreckig geht, den niedrigsten Job annimmt: Er wird Schweinehirte (und hat Hunger, darf aber nicht einmal das Schweinefutter essen, die haben es noch besser als er).
Jedenfalls ist Tierschutz usw. hier kein Thema. – Die Menschen konnten mit dem »Besessenen« nicht umgehen. Immer wieder handelte er so, dass er sich selbst schädigte. Andererseits: Fesseln, selbst mit Ketten, half nicht. Gewaltige Kraft hatte der Kranke bzw. Besessene. Ganz antik ging man davon aus, das psychische Erkrankungen ihren Ursprung in Dämonen hätten, die einen Menschen in ihre Gewalt bekommen hatten. Ich will das nicht ausschließen, klar ist, wie schwierig die Situation für die Menschen um ihn und auch für den Kranken selbst war.
Nachdem nun Jesus sich nähert, erkennen die Dämonen, dass Jesus mächtiger ist als sie, dass er sie aus dem armen Mann »austreiben« wird. – Und sie bitten, doch in die Schweine fahren zu dürfen, was ihnen Jesus erlaubt. Auch die Schweine schädigen sich selbst, sie rasen in den See und ertrinken.
Wie das alles im Detail abgelaufen ist, weiß ich nicht. Wichtiger ist mehr, dass die Menschen, die es hörten und noch mehr die, die es miterlebt hatten, sich um sich selbst Sorgen machen. Wenn Jesus so mächtig ist, was könnte er dann gegen sie zum Beispiel alles tun? Unheilige Menschen (die ungestört weiterleben möchten wie bisher) und Jesus, das passt nicht zusammen. Daher bitten sie ihn, wegzugehen aus ihrer Gegend.
Ich denke drüber nach, wie das bei uns ist oder bei mir: Möchte ich nicht manchmal auch lieber nicht gestört werden von Gott? Jedenfalls ist mir klar, dass genau das die Punkte sind, an denen ich mich freuen sollte, dass er mich stört, dass er mich ändern möchte. Und ich lade ihn dazu ein, das zu tun. Immer einmal aber kommt es zu Situationen, wo ich das eher »lästig« finde.
Fortsetzung am Donnerstag.
F.W.