Dies ist ein Teil des begleiteten Bibellesens für Jugendliche. Der Betakurs ist für Einsteigende gedacht, solche, die möglicherweise erstmals ein biblisches Buch lesen.
Jesus spricht zum Volk in Gleichnissen (Markus 4,1)
Schön, wenn die Menschen Jesus hören möchten. Dass er dabei in Gleichnissen redet: Warum eigentlich? Hast Du darüber schon einmal nachgedacht?
Wenn man übers Brotbacken redet, dann ist das ein sehr anschauliches Thema. Man kann es vormachen, einen Teig kneten, bis die Konsistenz stimmt, es nicht mehr klebt, sich zu einer Kugel formen lässt usw. Auch das »Gehen lassen«, das kann man vorführen. Bei den Themen, über die Jesus spricht, ist das leider nicht so einfach. Es geht bei ihm ja insgesamt darum, dass Gottes Reich in ihm selbst, in Jesus, beginnt bzw. anbricht. – Noch ist es nur im Kleinen und noch nicht in Vollmacht erkennbar.
Diese Themen, die von etwas reden, das man nicht einfach zeigen oder vorführen kann, machen den Gebrauch von Gleichnissen, Vergleichen oder Bildern und Metaphern nötig. Damit geht es im vierten Kapitel so richtig los, nachdem im dritten (nur zur Wiederholung sei es noch einmal gesagt) die Heilungen und die Konflikte mit den Schriftgelehrten das Hauptthema waren.
Das Gleichnis von der Aussaat (Markus 4,2–9)
Erst einmal zum Bild (in der nächsten Folge geht es dann um die Deutung usw.): Bevor es Traktoren gab, warf ein Sämann das Saatgut mit der Hand auf sein Feld. Im Gleichnis hören wir, dass
- nicht alles auf guten Boden (quasi auf den Acker) fiel, sondern
- einiges auf den Weg,
- einiges auf die Felsen
- und einiges unter das Dornengestrüpp.
Offenbar ist das so beim Säen damals. – Worum es aber auch geht: Das Saatgut, das auf den guten Boden fällt, bringt reichlich Ertrag. Es ist nicht schlimm, wenn einiges nichts wird, so lange und insofern einige »dreißig Körner, andere sechzig, wieder andere hundert« bringen.
Warum Jesus Gleichnisse gebraucht (Markus 4,10–12)
Was Jesus seinen Jüngern hier sagt, als sie ihn fragen, warum er in Gleichnissen spricht, das ist nicht das, was ich oben geschrieben habe. Warum eigentlich nicht?
Es geht sicher auch (und zwar besonders dem Autoren des Markusevangeliums) um das »Messiasgeheimnis«, davon war ja bereits mehrfach die Rede. Es soll noch nicht unbestreitbar deutlich werden, dass Jesus der verheißene Retter ist. Es soll angedeutet werden. Darum sollen die Geheilten es nicht weitersagen (und tun es dennoch). Darum gibt es den Unterschied zwischen den Jüngern und den anderen: Noch ist verborgen, was Gott gerade tut. Es lässt sich ahnen, aber nicht einfach beweisen.
Das Evangelium ist ein Geheimnis, kein Rätsel. Der Unterschied besteht darin, dass man ein Rätsel knacken kann. Ein Geheimnis bekommt man anvertraut, man wird »eingeweiht«. – Und besonders in der Konzeption des Markusevangeliums ist es ein Mittel, die Gleichnisse als etwas für die Eingeweihten zu deuten. Die anderen, die jüdischen Leute in der Zeit der Apostel, haben ja nur zum kleinsten Teil das Evangelium verstanden bzw. angenommen. Markus legt es hier bereits so an.
In der nächsten Folge soll es darum gehen, was das Gleichnis vom Bauern und der Aussaat bedeutet.
F.W.