JugendPlus online: Gammakurs »Römerbrief« Teil 15 – begleitetes Bibellesen für Fortgeschrittene.
Das Bild vom Ölbaum: Warnung an die Nichtjuden (Römer 11,16–24)
Ich weiß nicht, wie gut Ihr Euch mit der Veredelung von (gerade Nutzbäumen) durch das »Pfropfen« auskennt… Jedenfalls werden dabei – wie hier beschrieben – einige Zweige dem Baum entnommen, und an den Stellen werden Zweige eines anderes Baumes befestigt, die dann vom Baum mit Nährstoffen versorgt werden.
Wenn Gott den Baum Israel gepflanzt hat, damit der gute Früchte trägt, dann sollen sich die »paar Christen«, die um ihres Glaubens Willen eingepfropft sind, mal nicht vormachen, dass sie der Baum selbst wären. Ja, wir werden vom Glauben des auserwählten Volkes versorgt. Deshalb wäre es auch so vermessen, wenn wir etwa das Alte Testament weglassen wollten. – Dann fehlte etwas ganz Wesentliches, es wäre nicht einmal erkennbar, was eigentlich das »Neue« am Neuen Testament, an der Botschaft Jesu und der Botschaft von ihm, wäre.
Heute haben wir kaum Kontakt oder Beziehungen zu messianischen Juden, zumal hierzulande nach der Geschichte des letzten Jahrhunderts. – Sonst wären sicher die Gespräche und auch die unterschiedlichen Sichten noch deutlich wichtiger. So ist klar: Wir dürfen uns freuen an unserem Glauben, aber wir sollten uns darauf nichts einbilden.
Zuletzt wird ganz Israel gerettet (Römer 11,25–32)
Hier schildert Paulus seine Erwartung, dass Gott, weil er treu ist, am Ende der Zeiten, wie von den Propheten vorhergesagt, ganz Israel wieder zu seinem Volk machen wird. In der Zwischenzeit konnten die anderen Völker und Nationen zu Gott kommen.
Für den Judenchristen Paulus war diese Erwartung fundamental, denn sie hing zusammen mit Gottes Zusagen. Das, was Paulus sieht, und das, was er in den Prophetenbüchern usw. liest, das denkt er zusammen. Er »systematisiert«. Nicht zuletzt ist die »Systematische Theologie« heute ein Fach im Studium. Darunter versteht man die Zusammenfassung von (u.a.) Dogmatik (»was kann man an Glaubensaussagen sinnvoll treffen?«) und Ethik (»wie kann man als Einzelner und als Gemeinschaft handeln?«)
Für Paulus ist diese Art zu denken sehr wichtig. – Es gibt auch andere Zugänge, aber: Wenn man etwas beobachtet (viele Juden erkennen in Jesus nicht den Christus) und etwas glaubt (Gott wird sein Volk, mit dem er sich durch Bundesschlüsse verbündet hat, retten!), dann muss man das ja zumindest feststellen. Paulus versucht, dem Denken Rechenschaft vom Glauben zu geben. Kein schlechter Ansatz, auch wenn ich es selbst eher anders mache.
Fortsetzung am Samstag.