Dies ist ein Teil des begleiteten Bibellesens für Jugendliche. Der Betakurs ist für Einsteigende gedacht, solche, die möglicherweise erstmals ein biblisches Buch lesen.
Jesus heilt einen Aussätzigen (Markus 1,40–45)
Der Aussätzige war einer, der an einer (möglicherweise) ansteckenden (Haut-)Krankheit erkrankt war. Eine genaue Zuordnung ist nicht möglich, auch ist vermutlich nicht bloß die Lepra-Krankheit gemeint. – Wie der Begriff aber schon sagt: Solche Leute durften nicht in den Städten und Dörfern leben, wo sie andere anstecken konnten. Social Distancing gab es auch damals schon. Wie sich solches »Abstand-Halten« anfühlt, wenn man es über lange Zeit, über Jahre einhalten muss, kann ich mir kaum vorstellen. Jedenfalls ist klar: Jemand, der so auf Abstand ist, wünscht sich Heilung ganz besonders.
Jesus heilt ihn, möchte aber das so genannte Messiasgeheimnis wahren: Noch ist nicht die Zeit, dass alle hören, dass Jesus der Christus ist. Klar, es gibt Hinweise. Aber: Jesus schickt den Geheilten – wie es üblich war –, dass er zum Priester gehen soll, dass der bestätigen soll, dass er geheilt ist, und dann entsprechend die Einschränkungen für den Aussätzigen (Abstand usw.) aufhebt.
Guter Plan, doch es kommt anders. Der Geheilte erzählt es allen, und das führt dazu, dass Jesus als Wunderheiler angesehen wird, und alle, denen etwas fehlt, kommen zu ihm.
Jesus heilt einen Gelähmten (Markus 2,1–12)
Als Jesus aus der Einsamkeit abgelegener Ortschaften wieder in eine Stadt kommt, erwarten ihn schon die Menschen. Ich stelle es mir wie beim Einlass zu einem Fußballspiel oder bei einem großen Rockkonzert vor: Menschen über Menschen, alle wollen nah ran, wollen einen guten Platz, um etwas mitzubekommen. Jesus »verkündete ihnen die Botschaft Gottes« (V.2) Details erfahren wir hier nicht, was er sagte. Dem Erzähler ist wichtiger als das, was gesagt wird, was geschieht:
Jesus redet und nun (wie ein Schnitt im Film erzählt) sehen wir die vier Freunde des langjährig gelähmten Mannes. Die sehen das als Chance an, dass ihrem Freunde geholfen wird. Wenn es einer kann, dann Jesus – so ähnlich werden sie gedacht haben. Jedenfalls machen sie ein Loch ins (Flach-)dach aus Flechtwerk mit Lehmbewurf und lassen den Gelähmten vor Jesus herunter.
Eben noch – wir erinnern uns – hatte Jesus dem Aussätzigen gesagt, dass der zum Priester gehen solle, damit der ihn als gesund erklärt. Jesus sagte auch: »Die Verantwortlichen sollen wissen, dass ich das Gesetz ernst nehme.« Als Jesus dem Gelähmten auf der Matte, ich weiß nicht, ob er noch baumelte oder bereits auf dem Fußboden angekommen war, sagt: »Mein Kind, deine Schuld ist vergeben!« hört das ein Gesetzeslehrer. Es passt gar nicht zu seiner Lehrmeinung. Und also denkt er – und vielleicht sagt er es zu einem Nebenmann… »Was nimmt der sich heraus! Das ist eine Gotteslästerung! Nur Gott kann den Menschen ihre Schuld vergeben, sonst niemand!«
Was wäre denn, wenn hier, durch die Zusage Jesu, Gott Schuld vergäbe? Für den Gesetzeslehrer ist das unvorstellbar. Aber: Warum eigentlich nicht? Wenn Gott – etwa durch die Propheten – verfluchen lässt oder sein Wort ausrichten an die führenden Leute, Könige usw. – warum sollte er nicht durch das Sprechen Jesu Schuld vergeben? Die folgende Heilung ist gewissermaßen eine Bestätigung, dass es hier Gott ist, der durch Jesus handelt.
Anderswo im Neuen Testament heißt es: »Wer mich sieht, der sieht den Vater.« – Ich denke, dass das auch hier zurtrifft.
Ein paar Fragen an uns:
- Kannst Du Dir vorstellen, dass im Tun oder Handeln eines anderen Menschen Gott Dir etwas sagt oder an Dir handelt? – Das ist nicht unwichtig, weil zum Beispiel der Segen (ob nun am Ende jedes Gottesdienstes, bei der Einsegnung oder Trauung genau so eine Art des Zuspruchs ist – durch einen Menschen, aber von Gott).
- Könntest Du Dir vorstellen, für einen Freund so etwas zu tun, wie ein Dach aufzugraben, um ihn zu Jesus zu bringen? Geht Dein Einsatz weiter als zu einem frommen Heftchen, das Du weitergibst? (Klar, ich kenne Euch, Ihr tut viel mehr. Aber denk mal nach…)
- Die Kranken damals erwarteten alles von Jesus, weil klar war: Niemand sonst wird ihnen helfen können. Heute haben wir Technik, Medizin usw. – Und was erwarten wir (noch) von Gott? Ist er der Lückenbüßer für die Fälle, wo Technik und Medizin (bisher) keine Lösung haben? Was erwartest Du…? Ganz konkret. Schreib zwei bis fünf Punkte auf, und dann bitte Gott drum.
Fortsetzung folgt.
F.W.