Dies ist ein Teil des begleiteten Bibellesens für Jugendliche. Der Betakurs ist für Einsteigende gedacht, solche, die möglicherweise erstmals ein biblisches Buch lesen.
Jesus beruft Levi und isst mit den Zolleinnehmern (Markus 2,13–17)
Die Geschichte ist einfach: Jesus beruft nach den ersten Jüngern, die Fischer waren, einen Zolleinnehmer. Nun war deren Job eng mit den verhassten Römern (der Besatzungsmacht) verbunden, denn für die wurden die Zölle eingenommen. Damit die Einnehmer aber leben konnten, nahmen sie etwas mehr. Auch das war den andern Leuten bekannt und verhasst.
Mehr noch: Wer mit den Römern Umgang pflegte, der machte sich unrein. Wie sollte es denn sonst gehen. Genau die Reinheitsvorschriften ließen sich da gar nicht einhalten, allein, weil man in die Häuser von Ungläubigen musste, weil man vielleicht mit ihnen etwas essen musste.
Als Sünder galt der Zolleinnehmer, weil er all das tat. – Und so einen beruft Jesus als seinen Jünger, er isst mit ihm und mit den Freunden den Zolleinnehmers. Gemeinsames Essen, das war schon ziemlich große Nähe damals. Jesus musste sich also wohl Kritik gefallen lassen. »Wie kann er sich mit den Zolleinnehmern und ähnlichem Volk an einen Tisch setzen?« (V. 16b)
Wer einem anderen helfen möchte, der muss eine gewisse Nähe zulassen, ja wollen. Wie sollte es denn sonst gehen? – Ich finde die Antwort Jesu in V.17 bemerkenswert: »Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, solche Menschen in Gottes neue Welt einzuladen,[4] bei denen alles in Ordnung ist, sondern solche, die Gott den Rücken gekehrt haben.«
Lassen wir und nicht oft von Vorurteilen, vom schlechten Ruf usw. abschrecken? Um wen machen wir einen weiten Bogen? Wen grenzen wir aus? – Es braucht allerdings einen stabilen eigenen Standpunkt (den hatte Jesus), um den anderen echt zu begegnen, ohne sich mit ihnen gemein zu machen, ohne dass ihre schlechten Sitten oder Angewohnheiten mein Tun beeinflussen.
Die Hochzeit hat begonnen (Markus 2,18–22)
Mit anderen hat Jesus immer wieder Auseinandersetzungen. Entweder geht es um religiöse Traditionen, die er zwar nicht auflöst, aber doch anderes beachtet oder deutet als die meisten Leute. Es ist doch auch heute so, dass die wenigsten sagen können, warum man etwas so macht, wie man es macht. »Das ist eben so! – Das macht man so!«, das sind dann die Antworten. Fasten ist ein Trauer-Ritus. Wir kennen das noch aus der Passionszeit (= Zeit vor Ostern von Aschermittwoch bis Karsamstag), die wird ja auch als »Fastenzeit« bezeichnet. Es gibt Aktionen, die sich »7‑Wochen ohne« nennen. Früher mied man bestimmte Speisen. Aber: Viel wichtiger: Man gedachte der Leiden Jesu.
Im Judentum gab es zahlreichen Gelegenheiten zum Fasten. Das beachteten einige strenger als andere. Die Pharisäer hielten sich genauestens dran. Wie wir hier hören, hatte auch Johannes Schüler, die mit ihm unterwegs waren, auch die wurden Jünger genannt und auch die fasteten. – Einige Leute bemerken den Unterschied. Sie hielten die »Frommen« (gleich ob Johannes mit seinen Jüngern, die Pharisäer und Jesus mit dessen Jüngern) für vergleichbar. – Wie aber kommt es, dass die anderen fasten, Jesus und dessen Jünger aber nicht?
Berechtigte Frage. Klar ist: Eine Hochzeit, das war eine Ausnahme. – Wir wissen, dass Jesus der verheißene Retter, der Messias, der Christus ist. Das erklärt, wieso in seiner Gegenwart das Fasten ausgesetzt ist. – Die Menschen damals werden es (bis zur Auferstehung) kaum verstanden haben. Einige habe es auch anschließend nicht geglaubt. Das Bild vom Wein und den Flicken macht es deutlich: Das Neue und das Alte passen nicht zusammen. Die traditionellen religiösen Formen passen nicht, wenn Gott alles neu macht.
Wie ist das bei uns: Halten wir an alte, nicht mehr passenden Traditionen fest? Fällt es auch uns schwer, etwas ganz neu anzugehen beim Glauben? Lassen wir uns durch die Andersartigkeit Jesu überraschen? Mir geht es manchmal so, dass ich denke: Das ist so anders als üblich, dass es kaum verständlich werden konnte. Ja, wir kennen das: Christusgeheimnis… Jesus wollte – besonders in der Darstellung des Markus – nicht zu früh erkannt werden als der Retter. Trotzdem denke ich: Er hat es den Menschen nicht leicht gemacht.
Fortsetzung am Montag.
F.W.