Dies ist ein Teil des begleiteten Bibellesens für Jugendliche. Der Betakurs ist für Einsteigende gedacht, solche, die möglicherweise erstmals ein biblisches Buch lesen.
Habakuk – ein Prophet um 630 v. Christus
Etwas Einleitung und Vorgeschichte kann helfen zum Verständnis. Wenn Du erstmals ein prophetisches Buch liest, so wird Dir manches vielleicht fremd vorkommen. Die Schriftpropheten (insbesondere die mit einem eigenen biblischen Buch) werden danach unterschieden, ob sie (wie Jesaja, Jeremia, Ezechiel und Daniel eine eigene Schriftrolle hatten. Oder eben (wie Amos, Micha und eben auch Habakuk) zum so genannten Zwölf-Proheten-Buch gehören. Das war eine Schriftrolle für alle im Judentum.
Habakuk ist recht kurz /nach nur drei Kapitel), dennoch haben die es in sich. Zum Verständnis ist es wichtig, in welcher Zeit er vermutlich wirkte und was da so los war. Nach den ersten drei Königen Saul, David und Salomo gab es ja die Teilung des Reiches ins Nordreich (= Israel) und das Südreich (= Juda), jeweils mit eigenen Königen und auch Propheten, die in dem einen oder in dem anderen Territorium wirkten.
722 eroberten die Assyrer das Nordreich und bereiteten einem selbständigen Israel ein Ende, jedoch ging es im Südreich Juda weiter, bis die von den Babyloniern erobert wurden und das so genannte Babylonische Exil begann. Dies begann 597 v. Chr. mit der Eroberung Jerusalems und endete formal 539 v. Chr. als die (inzwischen zur Weltmacht aufgestiegenen) Perser die Rückkehr der Juden nach Juda erlaubten.
In der Zeit zwischen dem Ende des Nordreiches und dem Ende des Südreiches trat Habakuk auf, vermutlich gegen 630 v. Chr., etwa zur gleichen Zeit wie Jeremia also. Die Babylonier (genauer »Neubabylonier«) werden im Buch des Habakuk als Chaldäer bezeichnet. Das ist einfach eine andere, landschaftliche, Bezeichnung. Also: nicht wundern. – Los geht es:
Klage des Propheten über das Unrecht im Land (Habakuk 1,1–4)
Massiv klagt der Prophet. Die Mächtigen haben jedes Gerechtigkeitsempfinden verloren und tun den Machtlosen Gewalt an. Das empfindet der Prophet nicht allein als menschliches Unrecht, sondern auch als geistliche Herausforderung: Warum greift Gott denn nicht ein? Dort, wo Gesetz bloß auf dem Papier steht, aber eben nicht durchgesetzt wird, ist es oft nicht einmal das Papier wert. Das merken wir überall, wo Korruption und Mächtige herrschen, gleich ob in Mexiko Drogenbosse Leute verschleppen und umbringen lassen oder »War Lords« bestochen werden müssen, um in Territorien ohne Verwaltung Verwaltungsakte zu beschleunigen.
Gottes Antwort: Die Babylonier kommen (Hab. 1,5–11)
Das Unrecht der jetzt Mächtigen wird hinweggefegt werden durch die Babylonier, die viele wohl noch nicht auf dem Schirm hatten. Die Oberschicht dachte, dass es in Juda immer so weitergehen würde. Sie sind am Drücker. Dass sie selbst aber die sind, gegen die sich ein anderes Volk richten wird, das haben sie nicht erwartet. Natürlich sind die Pferde auch in Babylon nicht schneller als Panther.
Blitzkrieg aber gehörte offenbar zu den Spezialitäten der Babylonier. Sie haben bereits ein beachtliches Reich zusammengebracht. Nebukadnezar II. (der dann Jerusalem später einnahm) war bereits unter seinem Vater Kriegsminister (Heerführer) und hatte 612 v. Chr. das assyrische Ninive erobert. Damit gehörte das Nordreich bereits zu Babylon. Damals war es üblich, dass man Steuern und Abgaben von den eroberten Ländern verlangte. Das stärkte die Wirtschaftskraft Babylons enorm.
Erstaunlich finde ich, dass hier Gott dem Habakuk antwortet, dass die Babylonier wegen des Unrechts der führenden Leute in Juda als Werkzeug Gottes gegen sein Volk gebraucht werden sollen. Das ist ein unerhörter Gedanke. – Wenn man das weiterdenkt: Auch bei uns herrscht ja nicht gerade Recht und Gerechtigkeit, Solidarität und Achtsamkeit. Ich hoffe sehr, dass es uns besser gehen wird als dem jüdischen Südreich Juda, das Gott bestrafte durch Exil.
Aufgabe für heute: Bitte nimm Dir etwas Zeit, darüber nachzudenken, wo Du bei uns im Land Dinge nicht für in Ordnung hältst. Dann bete, und zwar bewusst für die Verantwortlichen in der Politik, in der Wirtschaft. Dass Gott ihnen die Augen öffnet, dass aber auch uns als Volk, ja der gesamten Bevölkerung die Achtung füreinander und auch für Gott uns und allen ein Anliegen werden mögen.
Fortsetzung folgt am Freitag.
F.W.