JugendPlus online: Gammakurs »Römerbrief« Teil 6
Christus überwindet die Sünde Adams und ihre Folgen (Römer 5,12–21)
Der Form nach, in der Paulus hier argumentiert, handelt es sich um eine Typologie: So wie durch die ersten Menschen die Sünde in die Welt kam, so wird sie in Christus überwunden und versöhnt. Adam ein Typ (Sünde) – Christus ein Ty (Versöhnung). – Letztlich sind Typologien Vergleiche, die etwas verdeutlichen können. (Eben darum benutzt Paulus diese Form). Andererseits aber kann man Typologien leicht überinterpretieren und so missverstehen. Eine weitgehende Deutung dieser Verse ist die klassische Erbsündenlehre. – Klar, sie verbindet Mensch-Sein damit, dass die Menschen sich bereits im Paradies gegen Gott entschieden haben, und dass dies unsere Unheiligkeit bis heute ausmacht. Gott hingegen ist heilig. Darum braucht es Versöhnung, eben in Christus.
Ob man das durchbuchstabieren muss wie im Mittelalter (vgl. etwa hier – und später hier), darüber kann man streiten. Für mich hilft das Systematisieren und Dogmatisieren gar nicht. Ich finde Versöhnung immer noch unfassbar, auch wenn ich die gedanklichen Glasperlenspiele kenne. Klar ist: Den Ausgang nimmt alle Versöhnung bei Christus. Gott tut den Schritt auf die Menschen zu, ganz gleich, wie man die Details denken mag.
Ich behaupte: Paulus geht es hier auch nicht um Dogmatik, sondern um die Konsequenzen für uns aus dem, was Gott getan hat, dazu kommt er im nächsten Abschnitt:
Durch Christus befreit zu einem neuen Leben (Röm. 6,1–14)
Paulus geht es eben nicht um theologische Richtigkeiten. Die sind allenfalls die Basis für das Praktische, was folgt: Es geht um das Leben, das die Christenmenschen führen (sollen): Es soll widerspiegeln, dass wir Geheiligte sind – in der Taufe und damit in Christus.
Die Taufe ist ja nicht bloß eine »Reinwaschung«, sondern eben auch ein symbolischer Tod des irdischen Menschen. Luther schreibt im Kleinen Kathechismus zur Taufe:
»Was bedeutet denn solch Wassertaufen?
Es bedeutet, dass der alte Adam in uns durch tägliche Reue und Buße soll ersäuft werden und sterben mit allen Sünden und bösen Lüsten; und wiederum täglich herauskommen und auferstehen ein neuer Mensch, der in Gerechtigkeit und Reinheit vor Gott ewiglich lebe.
Wo steht das geschrieben?
Der Apostel Paulus spricht zu den Römern im sechsten Kapitel: Wir sind mit Christus begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Leben wandeln.«
Für Paulus geht es um die Konsequenz daraus: »wie Christus durch die Lebensmacht Gottes, des Vaters, vom Tod auferweckt wurde, so ist uns ein neues Leben geschenkt worden, in dem wir nun auch leben sollen.« (Röm. 6,4)
Es geht also darum, dass wir so leben sollen, wie es unserer neuen, geistlichen Natur entspricht. Dabei dürfen wir mitdenken und uns mit unseren Gaben bemühen: Leben ist immer von uns zu gestalten. Aber es ist eben ein erneuertes Leben.
Praktische Aufgabe für uns und heute: Nimm Dir Zeit, zehn Minuten, um zu beten, Gott zu bitten, dass er Dich nicht nur getauft, sondern geheiligt sein lässt, dass er Dir zeigt, wo Du Dich heute entsprechend verändern sollst. – Das ist viel verlangt? Wenn wir es aus eigener Kraft schaffen müssten, dann wäre es viel verlangt.
Bis übermorgen, Donnerstag.
F.W.