Beglei­te­tes Bibel­le­sen, das ist ähn­lich wie beglei­te­tes Auto­fah­ren (ab 17). Am Anfang ist das mög­li­cher­wei­se eine Hilfe.Ein Rat zuvor: Man kann in unter­schied­li­cher Wei­se bibli­sche Tex­te lesen. Nehmt Euch die Zeit, zuvor einen Augen­blick lang zu beten. Viel­leicht so: »Gott, ich möch­te, dass Du mir mit die­sem Brief etwas sagst. Ich bit­te Dich, dass Du Dei­nen Geist schickst, damit ich nicht bloß etwas lese, son­dern in den alten Wor­ten Dich ent­de­cke. Ich bit­te Dich um einen wachen Ver­stand. Bit­te zeig mir, wo Du möch­test, dass ich mich oder etwas in mei­nem Leben ändern soll oder muss. Lass mich mehr ver­ste­hen von Dei­nem Plan für Dei­ne Leu­te und für mich. Amen.«

Inhalt­lich ist der Römer­brief schon ein ziem­li­cher Ham­mer. Pau­lus schreibt an die Gemein­de in der Haupt­stadt. Er möch­te sie besu­chen, kennt bis­her nur ein­zel­ne Gemein­de­glie­der. Die Gemein­de besteht teils aus Juden­chris­ten (also Chris­ten, die zuvor Juden waren) und aus Hei­den­chris­ten (also sol­chen, die zuvor kei­ne Juden waren, son­dern etwas ande­res oder nichts). Er stellt sei­ne Leh­re, sein theo­lo­gi­sches Den­ken dar. Es waren ver­mut­lich aller­lei Gerüch­te im Umlauf, die teils nicht stimm­ten oder ver­kürz­ten, so dass es ein schie­fes Bild ergab.

Das letz­te­re ken­nen wir auch heu­te: Wie viel Anleh­nung gegen­über ande­ren Kir­chen und Gemein­den kommt daher, dass wir mit unse­re Kate­go­rien her­an­ge­hen, die Din­ge ver­ein­fa­chen und somit ver­fäl­schen. Und dann wird aus Katho­li­ken oder Pfingst­lern ganz schnell ein schie­fes Bild, ja eine Karikatur.

Wie­der kön­nen wir aus Urhe­ber­rechts­grün­den den Text hier nicht wie­der­ge­ben; nehmt Euch eine Bibel oder seht hier.

Pau­lus im Dienst der Guten Nach­richt (Röm 1,1–7)

Gegen­über dem »klas­si­schen« Brief­for­mu­lar fällt auf, wie Pau­lus sowohl bei sich selbst als Absen­der, aber auch beim The­ma viel bereits in die Ein­lei­tung hin­ein packt. Klas­sisch wäre: Pau­lus, … grüßt die Chris­ten in Rom. Gna­de und Frie­de sei mit euch allen. So aber geht es hier nicht. Viel­mehr stellt er sich über sein Amt als »Apos­tel« vor. Apos­tel sind Gesand­te, Beauf­trag­te Got­tes. In sei­nem Fall geht es dar­um, das Evan­ge­li­um bekannt zu machen. – Jetzt könn­te man fra­gen: »Wel­ches Evan­ge­li­um eigent­lich?« »Was ist das Evangelium?«

Das Evan­ge­li­um ist lan­ge ange­kün­digt (vgl. den Wiki-Arti­kel »Mes­si­as«, da fin­den sich zahl­rei­che Hin­wei­se aus dem Alten Tes­ta­ment…) – das war wich­tig für die Juden­chris­ten: Es han­delt sich bei dem, was Pau­lus lehrt, also nicht um eine neue Leh­re, son­dern um die Erfül­lung von pro­phe­tisch ange­kün­dig­ten Weis­sa­gun­gen. In Jesus. Ande­rer­seits ist es schon außer­ge­wöhn­lich, dass der Hei­li­ge Geist einen Toten auf­er­weckt (wie Jesus nach der Kreu­zi­gung am drit­ten Tag auf­er­weckt wurde).

Schon in sei­ner Ein­lei­tung benennt Pau­lus einen guten Grund, war­um die Gemein­de ihn emp­fan­gen soll­te, und mit ihm ver­bun­den ist: Auch die Chris­ten in Rom sind in die Gemein­schaft mit Jesus beru­fen (V.6) – daher sind Pau­lus und die Chris­ten in Rom verbunden.

Pau­lus möch­te nach Rom kom­men (Röm.1,8–15):

Pau­lus sieht sei­nen Auf­trag in der Leh­re und im Aus­tausch über den Glau­ben. Er möch­te auch den Chris­ten­men­schen in Rom etwas mit­ge­ben. Will aber auch von ihnen etwas hören und lobt ihren Glau­ben, von dem man über­all hört. Er weiß sich nicht zu einer bestimm­ten Grup­pe geschickt, son­dern zu allen. – Wer soll­te da sein Kom­men ablehnen?

Wie ist das bei uns? Geht es uns um ein gegen­sei­ti­ges Stär­ken? Einen Aus­tausch und eine Ermu­ti­gung? Wel­che Rol­le spielt bei uns eine gesun­de Leh­re oder eine bestimm­te Theo­lo­gie (wie die, die Pau­lus hier im Brief entfaltet)?

Die Gute Nach­richt bringt allen Ret­tung (Röm. 1,16–17)

Die Gute Nach­richt, das meint das Evan­ge­li­um. – Hier ent­fal­tet Pau­lus etwas, was genau er damit meint: Das Evan­ge­li­um ist eine Kraft Got­tes. Das meint ja ganz deut­lich, dass im Evan­ge­li­um Gott wirkt (sonst käme es nicht auf sei­ne Kraft an). Gott (be-)wirkt Heil für alle, die glau­ben. Indem Pau­lus hier das Evan­ge­li­um auch den »Grie­chen« zuspricht, also den »Nicht-Juden«, erwei­tert er es, und damit wird der Gedan­ke des erwähl­ten Vol­kes Isra­el auch erwei­tert. Das Evan­ge­li­um wir offen­bart (also: Gott lässt es Men­schen sehen, nicht wir lösen ein Rät­sel, son­dern: Es wird uns gezeigt. Die Elber­fel­der Bibel schreibt (recht wört­lich) »aus Glau­ben zu Glau­ben«. – So jemand wird leben. Anders gesagt: So jemand wird freigesprochen.

Was machen wir nun mit dem Text?

Sind das alles theo­lo­gi­sche Rich­tig­kei­ten, die man ein­fach bloß zu glau­ben hat? Das wäre kei­ne gro­ße Hil­fe, denn eini­ge mögen es glau­ben – ich zum Bei­spiel. Ja? Und? Ande­re nicht! Das ist ja das Pro­blem. Pau­lus stellt ja bewusst sein Den­ken dar, also muss es auch etwas geben, das zu ver­ste­hen ist. Nicht »bloß« zu glau­ben. Sonst bedürf­te es ja kei­nes Argu­men­tie­rens im Brief.

Dies The­ma von Glau­be und Offen­ba­rung einer­seits und dem Den­ken und Argu­men­tie­ren ande­rer­seits wird uns durch den Römer­brief beglei­ten. Klar ist: Pau­lus hält Kreu­zi­gung und Auf­er­ste­hung für aus­ge­spro­chen wich­tig. Für ihn ist Jesus der alles ent­schei­den­de Maßstab.

Als Anre­gung für alle, die noch etwas mehr möch­ten: Lest den Wiki-Arti­kel zum Römer­brief. Dann habt Ihr den Stand zu Abfas­sungs­ort und ‑zeit usw.

Mehr dazu über­mor­gen, am 21. März.

F.W.