Alphakurse sind etwas für Menschen, die am Anfang ihres Glaubenslebens stehen, es gibt bestimmte Inhalte, die überlicherweise solche Kurs (mest einige Abende über mehrere Wochen) ausfüllen. – Die Inhalte kennt Ihr, denn Ihr seid im Kirchlichen Unterricht gewesen. Warum es Kreuzigung gab und wie verhältnismäßig gut die Handschriften unserer Bibel überliefert sind, das wisst Ihr (hoffentlich).
Dieses Angebot hier ist ein begleitetes Bibellesen für Leute von 12 bis Anfang 20 – und hier (im Betakurs) geht es um Anfänger/innen. Morgen startet der Gamma-Kurs für die, die schon einige Zeit lang dabei sind. Dort geht es dann um den Römerbrief (und das mag auch etwas für Erwachsene aus der Gemeinde sein). Wer hier mitliest und über Anfang Zwanzig ist, ist selber Schuld und liest auf eigene Gefahr.
Der Philipperbrief des Paulus
Wer etwas liest, muss sich fragen: »Wozu lese ich das?« Geht es um einen Zeitvertreib (wie bei einem Krimi), möchte ich die Inhalte kennenlernen (wie bei einem Auto-Reparatur-Handbuch) oder wozu sonst. Wenn wir biblische Texte als Christenmenschen lesen, dann geht es um die Erfahrungen mit Gott, die andere gemacht haben und von denen wir uns erhoffen, dass sie uns helfen. Wenn also Paulus einen Brief an die Gemeinde in Philippi schickt, die erste christliche Gemeinde in Europa, was hat das dann mit Euch oder mir zu tun?
Am Anfang der Christenheit ging es oft um grundlegende Fragen, quasi um die »Kernthemen«, später wurden immer mehr und mehr Fragen im Detail bearbeitet. Wenn es also um grundsätzliche Themen geht, dann ist es gut, hilfreich und nützlich, auf die Anfänge zurückzugehen. Wir sind mit Paulus und der Gemeinde in Philippi im Glauben verbunden, auch wenn wir fast 2.000 Jahre Abstand haben. Diesen gartigen Graben der Geschichte müssen wir immer wieder versuchen zu überbrücken.
Genug der Vorrede, los geht es mit dem Brief. Leider dürfen wir aus Urheberrechts-Gründen hier den Text nicht veröffentlichen. Im Zweifelfall nehmt Euch eine Bibel, notfalls im Internet.
Einleitung (1,1–2)
Antike Briefe beginnen oft mit einer klassischen Briefeinleitung, hier handelt es sich um Philipper 1,1+2. Da werden Absender und Empfänger genannt. Mit wem schrieb Paulus an die Gemeinde in Philippi? Anders gesagt: Wer war Paulus (im Zweifelsfall lies Apostelgeschichte 9,1–30) und wer war Timotheus (vgl. Apostelgeschichte 16,1–3 und 1. Timotheus 1,2)?
Nachdem Absender und Empfänger genannt (beziehungsweise gegrüßt) sind, folgt im antiken Briefformular ein »Friedensgruß« (Gnade und Frieden sei mit euch…) – Damit geht es los.
Paulus betet für die Gemeinde (1,3–11)
Ich frage mich, ob ich ähnlich vorgehe, wenn ich etwa an Euch denke: Bete ich jeweils für Euch? Ich bemühe mich und es gelingt mehr und mehr. Aber ich möchte da mehr hinkommen. – Wer sich über die anderen ärgert, ist vom Reich Gottes sicher noch ein gutes Stück weit entfernt.
Philipper 1,6: Damit zu rechnen, dass Gott sein Werk an den jeweils anderen vollenden wird, das ist eine gute Voraussetzung, einander so zu sehen, wie wir gedacht sind. Nicht so nervig, wie wir eben manchmal auch sind.
Jetzt ist gerade Corona-Zeit. Wir können einander nicht sehen. Mir fehlt Ihr schon nach ein paar Tagen (vgl. Phil. 1,8). Wie gerne führe ich mit Euch am Wochenende auf Jugend- und KU-Freizeit. Aber das geht jetzt nicht. Okay. Vers 9 vom 1. Kapitel kann ich wörtlich übernehmen: Ich bete zu Gott, dass eure Liebe immer reicher wird an Einsicht und Verständnis. – Das kann uns allen helfen.
Die Gefangenschaft des Apostels dient der Verbreitung der Guten Nachricht (1,12–18a)
Gewöhnlich können wir ja Gefangenschaft Unschuldiger bloß verwerflich finden. Was soll so etwas? Wozu? Warum passiert das? Warum lässt Gott so etwas zu? – Wenn Dir oder mir so etwas passierte, dann wären das vermutlich unsere ersten Gedanken. Paulus sieht das Gute an der Situation (Phil. 1,12+13). Er bemerkt (und schreibt das an die Geschwister in Philippi), wie sich durch sein Vorbild andere trauen, das Evangelium weiterzusagen.
Warum sind wir manchmal so furchtsam? Warum trauen wir uns nicht? – Ich meine jetzt nicht, dass wir alle mit dem Evangelium totquatschen müssen, das mag ich selbst gar nicht. Aber: Manchmal wäre es sicher dran, etwas zu sagen. Teils fürchten wir, was die anderen sagen oder denken könnten.
Paulus schreibt, dass die Hauptsache sei, dass Christus auf jede Weise verkündet werde. – Hat sich das heute erledigt? Was meinst Du? Wissen doch alle, worum es geht beim Evangelium (mehr oder weniger). Ist also (wie J. – Ihr wisst, wen ich meine – zu sagen pflegt) es besser, nichts vom Glauben zu sagen, und so zu leben, dass man gefragt wird? Das wäre ja ein Konzept! Aber: Kommt man aus unserem Handeln, unserem Tun, unserer Liebe (wenn wir das alles haben und entsprechend leben) darauf, uns zu fragen, warum wir so drauf sind, warum wir so leben und handeln?
Möchtest Du überhaupt gefragt werden? Etwa von Mitschülerinnen oder Freunden im Sportverein oder der Musikschule? Hausaufgabe für heute: Bete für vier oder fünf Freunde/Kollegen aus der Schule oder einem Verein, die Deines Wissens nicht Christen sind. Und für ebenso viele aus der Gemeinde, denn wir alle brauchen die Nähe zu Gott, täglich. Übermorgen geht es hier weiter.
F.W.