In der gesamten Kirche und auch bei uns in der Gemeinde sind die Positionen zum kirchlichen Umgang mit gleichgeschlechtlichen Partnerschaften unterschiedlich. Anders aber als in anderen Ländern, in denen offen über eine Trennung in mehrere methodistische Kirchen nachgedacht wird, bemüht sich der runde Tisch in der deutschlandweiten EmK um einen gemeinsamen Weg.
Erster Abend im Mai zu »Schriftverständnis«
Bei einem ersten Gesprächsabend im Mai ging es um unseren Umgang mit biblischen Texten, ums »Schriftverständnis«, wie man klassisch sagt. Damals gab es vor allem kleine Gruppen, in denen viele zu Wort kamen. Anregend war es und der Austausch lief achtsam und kultiviert ab — trotz aller unterschiedlichen Ein- und Ansichten.
Heute: Umgang mit homosexuellen Partnerschaften
Heute nun ging es um Homosexualität und um die Entscheidungen und Optionen in der deutschen und weltweiten Kirche. Es ging aber auch um uns, um unser Verstehen, Verständnis und mögliche Vorbehalte.
Klar ist: Grundsätzlich und auch in Ämtern in der Gemeinde sind Menschen ganz unabhängig von ihrer geschlechtlichen Orientierung willkommen. Christus ist es, der Menschen in seine Nachfolge ruft. Und wo er ruft, da sollten wir nicht im Wege stehen.
Unterschiede in der Sicht bestehen wohl darin, inwiefern die Ehe von Mann und Frau eine »Schöpfungsordnung« ist, mit der es achtsam umzugehen gilt einerseits und andererseits, inwiefern Menschen, die einander liebend in achtsamer Partnerschaft leben, nicht auch Gottes Segen hierzu erbitten können sollten. — Wir müssen das nicht in Hannover entscheiden, aber wir haben Positionen. Wir kommen dazu, das unser gemeinsames Nachdenken vor allem zeigt, wie viele Fragen offen sind bei sehr weitgehenden Übereinstimmungen in grundlegenden Einsichten.
Ein Ruhestandspastor warf in der Einleitung die Frage auf, inwieweit wir milder werden, wenn ethisch Anstößiges in unseren eigenen Familien vorkommt. Aus seiner Praxis berichtete er auch, wie viele Themen zu je ihrer Zeit emotional und theologisch bedacht wurden: Kindertaufe bzw. ‑Segnung, Frauen im Pfarramt und viele andere mehr. — Die meisten dieser Themen seien heute als erledigt zu betrachten.
Denken und Denken lassen
Diskutiert wurde auch, ob unser Auftrag nicht vielmehr zu den Menschen gehe, die das Evangelium noch nicht gehört haben, die Christus noch nicht kennen. Es sei doch ein Grundsatz im Methodismus: Denken und Denken lassen.
Man müsse ja nicht in jedem Detail übereinstimmen, um geschwisterlich miteinander Gott zu dienen, da, wo er uns braucht. Einige akzeptierten, dass es in der weltweiten methodistischen Kirche (UMC) eben noch nicht so weit sei, dass man gleichgeschlechtlich lebende Pastoren mehrheitsfähig fände. — Andere bedauerten dies zutiefst, denn es sei einfach nötig, dass wir über die antiken Vorstellungen von Machtgefälle und Lustknaben hinauskämen und anerkennen, wie Gott Menschen geschaffen habe – ohne sie zu diskriminieren.
Ein einfaches Ergebnis kann es in solchen schwierigen Fragen kaum geben. Wir waren angeregt und um Verständnis füreinander bemüht sehr intensiv bei der Sache. Nach dem Sommer ist an eine Fortsetzung, möglicherweise auch in einer anderen Form, gedacht. Wir werden weiter den Austausch suchen müssen, gerade dazu, wie und als was wir die Bibel lesen. Die Frage nach dem Schriftverständnis bleibt neben der Frage nach der Liebe für alle Menschen, die Gott liebt, eine große Herausforderung, denn hier bestehen deutliche Unterschiede quer durch die Gemeinde.
F.W.