Vielerorts wird dieser Tage gerungen und gestritten über Fragen des Umgangs mit gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. Ende Februar fand in der Generalkonferenz unserer EMK/UMC ein Entscheidungsprozess statt, der vielen teils vom Verfahren, teils vom Ergebnis nicht recht ist. Andere begrüßen die Beschlüsse der Generalkonferenz, und sie sind nicht zufrieden damit, dass der Kirchenvorstand hierzulande kundgetan hat, diese Beschlüsse nicht umzusetzen.
Mir scheint diese Auseinandersetzung von den Kernfragen weg zu führen. Ja, wir sind als Christenmenschen aufgerufen, in Verantwortung und Freiheit vor Gott zu leben und alle Bereiche unseres Lebens, eben auch die Sexualität, so zu leben, dass dies Gott Ehre macht und andere achtet.
Wenn wir aber im Ringen um die »richtige Position« stehen bleiben, könnte es sein, dass wir das Eigentliche verpassen: Heiligung meint vor allem uns. Evangelisation dient den anderen. Zu unterschiedlichen Zeiten gibt es unterschiedliche Fragen, die manche sehr umtreiben. Historische Beispiele sind die Zulassung von Kindern zum Abendmahl, die Frage der Frauenordination usw. Nicht dass diese Fragen nicht zu ihrer Zeit Fragen waren. Aber: Wenn die Kirche und die einzelnen in ihr in den Fragen stecken geblieben wären, dann gäbe es heute nicht mehr die methodistischen Kirchen.
Für mich selbst ist mir daran gelegen, dass ich meinen Umgang mit Geld, mit Macht, mit anderen, mit meiner Arbeit und eben auch mit der Sexualität verantwortlich leben möchte. – Wahrscheinlich ist das auch bei anderen so, die sich freiwillig in eine Freikirche wie die unsere berufen sehen. Wir alle möchten in einer guten Beziehung zu Gott wachsen im Glauben. Näher zu ihm möchten wir kommen.
Die Gottesdienste, die Hauskreise und die Bibelstunden und manches andere hilft uns dabei, zu erkennen, wie Gott unser Leben wünscht und möchte, dass es gelingt. Das ist es, was ich den Jugendlichen sage: Prüfe, was Du leben möchtest. Und dann versuche, es auch so zu machen. Nicht Hörer des Wortes zu sein, sondern Täter.
In der Bergpredigt heißt es: »Sorget euch nicht…« – Das möchte ich gerne, aber es fällt mir hinsichtlich der methodistischen Kirche nicht leicht. Sie steht vor einer Zerreißprobe, die eigentlich mehr Nähe zu Gott, und zwar durch alle je für sich und eben auch durch die Gemeinden und die Institutionen, nötig hat.
Das Ringen um die rechte Lehre ist mir weniger wichtig als die Frage danach, wie Gott möchte, dass ich jetzt konkret lebe. Unter meinen Nächsten sind Menschen, die in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften leben. Und sie bleiben mir Nächste. – Fast möchte ich sagen: »und das ist gut so«, aber das könnte falsch verstanden werden. Mir erscheint manches Ringen um Lehrfragen wie das Fragen des Reichen Jünglings in Matthäus 19(16–26): So lange er im Fragen bleibt, braucht er nicht zu tun. Eigentlich wissen wir doch, was Not tut, was wir tun sollen und können. Aber lieber ringen wir um Fragen.
Was wir mehr brauchen, das ist Heiligung (also Gott an uns ran lassen) und Evangelisation (also anderen das Evangelium zu sagen und zu bringen, ja, ihnen zum Evangelium zu werden – Bonhoeffer schreibt mal: »Christus als Gemeinde gegenwärtig.«)
Hier sehe ich die Trennlinie zwischen dem Uneigentlichen und dem Eigentlichen. Hier kann in unseren Kreisen, in unseren Gruppen und Familien, sich vieles zum Guten bewegen. Ich rechne mit Gottes Geist, der Pfingsten die verschreckten Jünger auf einen Kurs in die Welt brachte: Der kann auch uns aus der Lethargie und dem Ringen um richtig und falsch zu dem machen, was wir meines Erachtens sein sollen: Seine Menschen in dieser Welt. Es ist viel zu tun.
F. W.