»Seid Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst.« (Jako­bus 1,22)

Als ich die­sen Monats­spruch las, stutz­te ich etwas. Doch wie­der Han­deln, Tun, Machen?! Was ist mit: …nur aus Gna­de, allein dei­ne Gna­de genügt…Und über­haupt, was wür­de Luther dazu sagen? Der muss doch getobt haben, als er die­se Stel­le las.

Also schnell im Inter­net geschaut, und tat­säch­lich fand ich: »Luther hielt nicht viel von die­sem Brief…« oder »Der Jako­bus­brief, den Luther nicht recht lei­den konn­te…« und »…selbst Luther hat­te sei­ne Mühe damit…« – Na also, sag ich doch!

Doch dann las ich in den wei­te­ren Ver­sen von dem Ver­gleich des Wor­tes Got­tes zu einem Spie­gel. »Wer die Bot­schaft Got­tes nur hört und nicht danach han­delt, ist wie ein Mensch, der in einen Spie­gel blickt. Er sieht sich, dann geht er weg – und schon hat er ver­ges­sen wie er aus­sah.« Na gut, das ergibt ja nun gar kei­nen Sinn.

Selbst der Spruch: »Ich kenn dich nicht, ich wasch dich trotz­dem« hat da ja noch mehr Akti­vi­tät. Und über­haupt, der Sinn des in den Spie­gel­schau­ens ist ja nicht hin­ein­zu­schau­en und fer­tig. Statt­des­sen schaue, kon­trol­lie­re, ver­bes­se­re ich oder brin­ge in Ord­nung. Wenn ich bewusst in den Spie­gel schaue, mer­ke ich, ob die eine oder ande­re Kor­rek­tur ange­bracht wäre. Wenn ich die­se Kor­rek­tur nicht durch­füh­re, ist der Blick in den Spie­gel eigent­lich unnö­tig, und ich betrü­ge mich selbst.

Viel­leicht ist es beim Wort Got­tes ähn­lich. Wenn ich nicht bereit bin eine Kor­rek­tur in mei­nem Leben zuzu­las­sen, ist das Hören des Wor­tes genau­so ein Selbst­be­trug. Denn genau­so selbst­ver­ständ­lich wie ich bereit bin den Sitz mei­ner Klei­dung oder mei­ner Gesamt­erschei­nung beim Blick in den Spie­gel zu reflek­tie­ren und even­tu­ell auch zu kor­ri­gie­ren, soll­te ich bereit sein beim Hören des Wor­tes Got­tes mein Han­deln, Tun und Den­ken zu reflek­tie­ren und zu kor­ri­gie­ren.

Die­se Kor­rek­tur oder die­ses Über­den­ken wird mich nicht zu einen per­fek­ten Chris­ten machen. Genau­so wie das Ein­grei­fen in mei­ne Fri­sur mich nicht zu einem per­fekt aus­se­hen­den Men­schen machen wird. Aber es kann mich dazu brin­gen ein Stück mehr zu einem Men­schen zu wer­den, der nicht nur hört, um es gleich wie­der zu ver­ges­sen, son­dern danach zu han­delt.

Und in Vers 25 bekom­men wir eine fes­te Zusa­ge oben­drauf. Denn dort heißt es: »Freu­en darf sich, wer das wirk­lich tut.«

Und Freu­de ist doch wirk­lich, egal ob beim Blick in den Spie­gel oder beim Hören und Tun des Wor­tes Got­tes das bes­te Ergeb­nis.

B. F.